Inzwischen ist das N-Wort selbst zum N-Wort geworden. So jedenfalls kommt es mir vor, und Leuten (Masochisten, Selbsthasser, Anarchisten), die es wagen, das eigentliche N-Wort in den Mund zu nehmen wie jüngst Annalena Baerbock, bleibt als letzte Ausflucht vor dem Shitstorm des Internet-Mobs und der sensationslüsternen Medienheinis grad die Emigration in ein fernes Land, Grönland bietet sich an oder dieses Archipel, wo früher Atombomben getestet wurden, da kommt auch gleich Tschernobyl um die Ecke, ja, es gibt sie noch, die Orte, wo das Leben noch eine menschliche Komponente bereit hält und die Nomenklatura der Gesinnungsdiktatur außen vor bleibt, wenn auch aus Gründen, die mit trotziger Sprachautonomie nichts gemein haben, was aber kein Schade ist.
Machen wir uns nichts vor: Die Sprachfesselung, die in allen Schichten der Bevölkerung um sich greift, ist nicht aufzuhalten, und die radikal-stalinistische Bürgerwehr aus dem Kader der Blockwarte und Sprachdenunzianten macht aus Deutschland das, was es unterschwellig schon immer sein wollte und sich in der Historie phasenweise in suizidaler Selbstverwirklichung aufrieb: Das Schland der Bekloppten, Unterwürfigen, der autoritätsergebenen Sklaven – das Schland, wo giftige Worte blühen.
Noch nicht lange ist es her, da wurde als Ersatz für ‚Neger‘ das Wort ‚Farbiger‘ noch grad so geduldet, dann durch ‚Schwarzer‘ ausgetauscht und allgemein und ohne Reu noch Schand verwendet. Wieder wurden die Daumenschrauben angezogen, und ‚Schwarzer‘ stand nun als Pfui-Deubel-Rotz für das nur noch schamvoll hingehauchte Surrogat ‚N-Wort‘, welches durch seine ständige Verwendung den ‚Neger‘ über alle Maßen bloßstellt, ja diskriminiert, denn wer wollte bestreiten, dass die Nennung des Ausdrucks ‚N-Wort‘ den ‚Neger‘ meint und somit bei jeder Nennung der ‚Neger‘ als Farbiger bzw. Schwarzer mitgedacht wird, ja vertieft, verstärkt und regelrecht einbetoniert wird ins Gedächtnis des politisch Korrekten, der durch das Verbot des Ausdrucks ‚Schwarzfahren’ (für: Negerfahren?) dieses Dilemma noch und noch mehr verstärkt, und klar, bald ist das Schwarzbrot dran, das Schwarze Loch (Negerloch), der Schwarzwald, die Schwarze Witwe, der Schwarze Tod (oha) und und und, und jedes mal haut’s dem Neger eins um die Ohren.
Wir müssen die Wörter löschen.
Wir müssen Wörter löschen.
Wir müssen löschen.
Löschen, löschen.
Löschen.
Auslöschen.
Moin
Wer kontroverse Argumente über das Neger-Thema nicht scheut (diesmal nicht satirisch zugespitzt), der sollte einmal in den Blog-Beitrag Zeit, „Neger“ zu sagen schauen (aber auch hier: kritisch lesen, den rechtslastigen Hintergrund immer im Auge behalten).