»Rettet den Brokkoli!« Las ich neulich in dem Gartenmagazin ›Kraut & Rüben‹. Meine speziell anmutenden Lesegewohnheiten mögen verwundern, aber derlei endkrasse Fanzine liegen allenthalben bei uns im Haus herum, und wenn ich nicht im Vorübergehen einen Blick hineinwerfe und eine Überschrift oder ein ökologisches Sturmsignal (»Rettet den Brokkoli!«) daraus skandiere, könnte der Hausfrieden brüchig werden, und ich verweise aus diesem Anlass auf Kollege Klöpper und seine Katja, welche, so sich Klöpper zu sehr in seine Oldtimer-Zeitung vergräbt, eine Attacke ähnlicher Provenienz hinausstößt (»Du mit deinen Rostlauben!«), wobei ein Drohbild sich über dem Esstisch aufwolkt, aus dem Katjas Mutter sich herausschält, die stets ein offenes Herz offeriert und vor allem eine offene Tür zur mütterlichen Aufnahmestation und Flüchtlingsunterkunft, wenn es mal wieder kracht im ehelichen Karton, gut, so arg geht’s nicht zu bei uns daheim, aber es kommt einem schon ein apokalyptisches Inferno in den Sinn von wegen »für den Bio-Garten keine Augen haben und keinen Finger krümmen, aber das selbst hergestellte Quittengelee genüsslich wegschlabbern, das hat der Herr gern, der nichtsnutzige, der Pascha der.« Fehlt nur noch das Absingen des Schlagers »Böse Buben.« (Wencke Myhre).
Rettet den Regenwald: Okay. Rettet die Wale: Unbedingt. Rettet das Klima: Greta sei’s gelobt. Aber rettet den Brokkoli?
Mit Klöpper pfiff ich mir erst mal ein sauberes Bierchen rein. Nach dem Trunke schüttelten wir über den Appell (Ich wiederhole: »Rettet den Brokkoli!«) unsere Häupter, die, wenn es nach der vorlauten Nachbarstochter Marie-Curie ginge, als Trophäen (Skalps!) »alter weißer Männer« (so tönt sie, die pubertierende Megäre) an der nächsten Straßenlaterne … nee, wo weit geht die Göre denn doch nicht.
Regenwald retten? – Ja.
Brokkoli? – »Oh No No« (Bernie Paul).
Dann kam Klöpper auf die Idee mit der Plakette, selbst gelötet und gehämmert in seiner Garagenwerkstatt. Slogan darauf: »Rettet den Maulschlüssel!« Mir wollte er auch gleich eine seiner Plaketten andrehen, aber da sei der Teufel vor, dann lieber den Brokkoli retten.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote 24.10.2020, letzte Seite)