Sich mit der Gendersprache herumzuschlagen, den Gender-Sternchen, Schluckauf-Innen, Binnen-Is, Doppelpunkt- und Unterstrich-Kreationen, kommt bei dem aktuellen Sprachgemetzel einem suizidalen Tanz auf einem Minenfeld gleich. Solange Rauhaar Klopstock noch sein Bein hebt, versage ich mir eine Stellungnahme.
Bloß: An der Regel ›Keine Regel ohne Ausnahme‹ komme ich nicht vorbei. Es sind die Studierenden, die an meinem Sprachnerv kratzen. Nicht die Studentinnen und Studenten selbst, sondern der genderkorrekte Ausdruck ›Studierende‹. Inhaltlich bezeichnete ›Student‹ bisher den Status der Person, ›Studierende‹ aber Leute, die im Moment diese Tätigkeit ausüben. Wie ist das, wenn sich Studierende abends im Club treffen? Studieren die simultan beim Abchillen? Oder beim Essen in der Mensa? Oder beim Schlafen?
Übertragen auf andere Berufe wird die Sprachverhunzung deutlicher. Ich entwerfe mal einen beispielhaften Pressetext: ›Mauernde, Tischlernde, Betonbauende und Rentenbeziehende schlossen sich der Demo der Gewerkschaftenden der Metallarbeitenden an‹. Wie muss ich mir das vorstellen: Da mauern, tischlern, betonieren und rentenbeziehen die Teilnehmenden während der Demo unentwegt drauflos?
›Die Bewohnenden der Goethestraße mussten wegen der Bombenräumung ihre Häuser verlassen.‹ Obwohl, wie der Name sagt, die Leute ihre Häuser im Moment bewohnen, verlassen sie sie gleichzeitig? Oder diese Mitteilung: ›Die Angelnden gaben ihrem verstorbenen Kollegen das letzte Geleit.‹ Gibt es auf dem Friedhof Angelteiche?
Auch Politiker und Politikerinnen müssten sprachlich neutralisiert werden: ›Die Verantwortungtragenden lehnten ihren Rücktritt ab.‹ Ja ja, diese Verantwortung. Das führt mich zu den Leistungsträgern, die in Zukunft Leistungstragende heißen müssen. Während diese laut Wortsinn nonstop Leistungen erbringen, haben Angestellte und Arbeiter damit keine Last, da sie weder Leistungen nachweisen können geschweige denn tragen, denn der Begriff Leistungsträger wird von Parteien und Medien stets mit der Kaste der Manager und Bosse gleichgesetzt. Ein anderes Thema, gewiss, dessen Spaßfaktor aber ebenso wenig überzeugt wie die Genderei.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote 03.07.2021, letzte Seite)