»Im Grunde brauchst du nur einen Hammer«, sagt Kollege Klöpper, »mit einem Hammer kannst du alles regeln.« Damit wäre die Ratgeberliteratur um eine Variante reicher, ich könnte auch sagen, um eine Facette, aber sprachsensorisch verfehlt die Zuschreibung ›Facette‹ den Sachverhalt um – sagen wir – Welten des Diffizilen, oder genauer, des Filigranen. »Mit dem Hammer«, betoniert Klöpper störrisch seine These, »kannst du nicht nur einen Nagel einschlagen.« Er hebt symbolisch seine Hand, die einen imaginären (heute sagen wir: virtuellen) Hammer umschließt und ihn krachend auf einen ebenso virtuellen Nagel sausen lässt. »Ich erinnere an deinen Kampf mit dem Beipackzettel, der trotz Anwendung fernöstlicher Origamitechniken nicht mehr in die Medikamentenschachtel passte. Pest und Cholera, hätte Opa Karl geflucht.«
Ich erinnere mich. Meinem darob ausgelösten Wutanfall fielen die Kaffeetasse mit dem aufgedruckten Herz (Unterschrift: Heinzilein) und die Lesebrille zum Opfer. »Siehst du«, reklamiert Klöpper bedingungslose Zustimmung, »mit einem Hammer wäre das nicht passiert. Den Zettel einfach knicken, mit dem Hammer draufhauen, nochmal knicken, draufhauen, und fertig ist der Lack, wie Tante Hedwig immer sagte.«
Wie blöd ist das denn, denke ich, aber Klöpper ist in Fahrt. »Oder der Faltplan von den ostfriesischen Radwegen. Kaum auseinandergefaltet, ist die Radtour im Mors, wie Onkel Ommo sagt, weil, für den Rest der Dreitagetour bist du nur noch am Falten und Fluchen und Kaffeetassen zerdeppern und auf Lesebrillen rumtrampeln. Mit einem Hammer kann das nicht passieren. Einmal knicken, draufhauen, knicken, draufhauen, fertig.«
Klöpper will jetzt als Influencer ins Netz, als ›Der Hammermann, der alles kann‹. »Mit einem Hammer«, rödelt Klöpper durch seine Agenda, »pockerst du jeder Beule weg, jede Delle, und was machst du, wenn der Umzugskarton nicht in die Papiertonne passt? Schon mal nachgedacht, der Herr?«
Dann nehme ich einen Hammer und haue ihn Klöpper auf den Kopp. Mannomann, ich dachte, Corona sei vorbei.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote, 10.07.2021, letzte Seite)