Neulich hat mich Kuscheltherapeutin Susanne am Telefon wieder endlos zugetextet. Derweil sank mein Blutzuckerspiegel auf Jahrestief, weil ich nix zwischen die Zähne bekam außer ihrem Gedankenwirrwarr. Den Kern ihrer metastasierenden Elegien habe ich nicht herausfiltern können, dafür fiel mir ein Zitat des Philosophen Blaise Pascal ein, welches ich der Sabbelqueen während einer Atempause in die Ohren schleudern wollte, auf dass Schmalz und Ohrenhaare einen morbiden Tango hinlegen würden.
Wenn man Zitate eines Klassikers auftischt, gerät man leicht in den Ruf eines Lesekundigen, der mit seinem Wissen um die Ecken streicht und gern als Stimmungskanone bei Totengräbern gebucht wird, aber so ist es hier nicht. Von Pascal habe ich nichts gelesen, grad, dass ich seinen Namen aufgeschnappt habe. Hoch lebe die Sekundärliteratur.
Um auf den Punkt zu kommen: Pascal hatte einen Brief mit den Worten beendet: »Ich möchte mich für die Länge dieses Briefes entschuldigen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre er kürzer geworden.«
Um dieses Zitat, welches Susannes Sabbelei ›vollumfänglich‹ (Politgewäsch) einfriedet, zum ewigen Gedenken in ihr Poesiealbum (bildlich) zu versenken, hätte ich ›proaktiv‹ (Wichtiggetön) einen sprachlichen Kraftaufwand aufbringen müssen, der meinen von ihren Redeexzessen geschwächten Lebensmotor den Todesstoß zu versetzen in der Lage wäre, und auf dieses Risiko wollte ich mich nicht einlassen, schließlich schweben mir noch Jahre freudvollen Zusammenlebens mit der Weibin hier im Hause vor, die, indem sie das Zitat des Pascal variiert, besser gesagt verrenkt, mir vorhält, dass, wenn ich auch nur ein Pünktchen, nein, sie sagte Fünkchen, Verstand in meine Rede hineinplatzierte (sie verwendet den korrekten Konjunktiv ohne würde), ich bis ans Ende meiner Tage zum Schweigen verdammt wäre, und damit hätte das Zitat des Pascal in seiner redepraktischen Umsetzung, nämlich ›erst lange überlegen, dann kurz sprechen‹ (Nich lang schnacken, Kopp in Nacken, verbiegt der Friese derart den Spruch, dass einem rein dösig wird) – langsam verliere ich den Faden, vielleicht sollte ich erst lange überlegen, bevor, aber hör nur, die Nachtigall zwitschert immer noch aus dem Hörer, eil zu Hülfe, Herr Pascal!
Moin
Heinzi