Land contra Stadt – 7

Land- gegen Großstadt. Ein ungleicher Vergleich. Der Berliner als Referenztyp für großstädtische Entwürdigung.

Handwerkliches  Der Friese in seiner Eigenschaft als Matschlandbewohner ist bereits mit Werkzeugen aus dem Mutterleib gekrabbelt, der eine mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher, der andere mit einer Rohrzange, der nächste mit einem Schneidbrenner und so weiter. Denn die täglichen Ausfälle von Gerätschaften und Apparaten erfordern frühe handwerkliche Fähigkeiten. Hie fällt ein Rad von der Achse, dort bricht eine Gartenlaube zusammen, der Wecker explodiert, der Rasenmäher brettert in die Bushaltestelle, und oft genug sackt die zweite Etage des Friesenhauses (geduckt) in den Keller und begräbt die dort wohnlich eingewickelte Oma. All diese Vorfälle zu meistern ist des Friesen Lebenselixier, und er verliert kein Wort, wenn er mal wieder die Südwand aufmauern muss oder die Löcher in der Gasleitung zuklebt. Geschenkt.

Wenn der Berliner einen Schrank zusammenbauen will, schreibt er erst einmal einen Ratgeber in pseudolustiger Diktion (berlinerisch), wo er sich über den Vierkant (!) von Ikea aufregt und darüber, dass eine Schraube fehlt und er deshalb den Schrank als Bretterhaufen auf den Flur ablegen muss, worauf die Nachbarn ein Stänkerkonzert anheben, wie es hier üblich ist. Der Berliner hält einen Kuhfuß für ein Raucherbein, bestenfalls für eine Delikatesse (oft auch beides), eine Quetschverbindung für eine abartige sexuelle Praktik und den Engländer für einen verkappten Schwaben. Egal in welchem Handwerk der Berliner sich versucht, er hinterlässt Glasbruch, Fußabdrücke, schiefe Bilderrahmen, Blutflecken, angesengte Kabel, Löcher im Teppich, kurz, einen Saustall.
Pluspunkte an den Friesen, Negativbilanz, na an wen wohl.

Später Einkauf  Wenn es hoch kommt, vergisst der Matschlandläufer schon mal, sich sein Bier rechtzeitig aus dem Edeka zu besorgen oder den Gute-Nacht-Lolli oder die Notflasche Köm. Gut zu wissen, dass eine letzte Rettung draußen auf ihn wartet, und das ist nicht die Tankstelle, sondern der Kiosk um die Ecke. Alles hat hier seine Ordnung, und um 22 Uhr schließt der saubere Laden, denn der Betreiber will auch mal Feierabend haben. Kein Problem für den Friesen. Er stellt sich seiner Verantwortung, hat seine Siebensachen 10 Minuten vor Ladenschluss eingekauft, weil er frühzeitig zu Bett geht, denn um 5 Uhr ruft die Pflicht, der Stall, die Kühe. Die Mülltonne muss an die Straße gestellt werden und die Tasse Tee in Ruhe getrunken, um frisch ans Werk gehen zu können.

Noch nie hat der Berliner davon gehört, dass man rechtschaffen und zu gegebener Stunde seine Einkäufe erledigt. Gegen Mitternacht torkelt er durch den Dreck der Straßen, die Augen schlaftrunken verklebt, mit einem einzigen Ziel im Sinn, dem ›Späti‹. Hier kann sich der Luderjan zur Nachtzeit noch mit einem vermanschten Cappuccino vergiften,

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Containerladungen Billigbier

mit Containerladungen Billigbier oder mit Rotwein (Dornfelder lieblich, sackwarm) oder mit Falafel und all den anderen Ungenießbarkeiten. Der Begriff ‚Späti‘ wird andernorts als Synonym für Endstation, Grabstätte, Schwatzbude & Fraßkoben geführt.

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Endstation, Grabstätte, Schwatzbude, Fraßkoben

Auf den Punkt bringt es der Berliner selbst mit seiner Beurteilung: „Dit is knorke“, eine Steigerung der Fäkallaute „Icke“ und „wa“, die den Verwesungsgeruch von Mundfäule vor sich herschiebt.
Leider nur 2 Punkte für den Friesen, dafür minus 3 Punkte für den Großstädter.

 

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