Land contra Stadt – 9

Kann der Großstädter mit der Lebenskraft eines Matschländers mithalten? Der Berliner als Standesvertreter soll es nachweisen.

Denkmal  Hunderte, wenn nicht tausende Denkmäler und Gedenkstätten überziehen das Berliner Einzugsgebiet der Stänkerer, Miesepeter & Nörgler, die noch zu jedem Anlass sich nicht entblöden, ihre Schnodderschnauze aufzusperren, um humorfreie Kommentare abzuseiern, weil sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass sie nicht selbst Ziel & Zweck der Gedenkstätten sind. Das seit 10 Jahren geplante (und wie gehabt organisatorisch in Fäulnis übergehende) Freiheits- und Einheitsdenkmal schmähen die „Icke“-Kläffer wegen der Form des Entwurfs „Einheitswippe“, und sie erwarten, dass seriöse Bürger (der Friese) seine Aufmerksamkeit nicht der gescheiterten Denkmalsentartung schenkt, sondern dem ‚Sprachwitz‘ der Berliner Kalauerknalltüte.

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Einheitswippe – Denkmal oder Kalauer?

Als Dauertick rümpft der Berliner seine Nase, selbstbezogen, egozentrisch, sich für die Kulmination, die Elite der Menschheit haltend und sowieso für den „ersten Welterlöser“ (»also sprach der Mops, der da lebt vom Klops«; Paul Scheerbart, dem Berliner zum Angedenken ).

Der Matschländer zieht sich peinlich berührt zurück und genießt stattdessen die liebevollen Denkmäler & Skulpturen auf seiner Heimatscholle: Naturgetreue Seehunde mit süßen Kulleraugen, naturgetreue Kühe mit naturgetreuen Eutern groß wie ein naturgetreuer Basketball, naturgetreue rossige Hengste, naturgetreue Findlinge, ein naturgetreuer Schneemann in Rübezahlgröße und -anmutung,

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ein naturgetreuer mit gebeugtem Rücken vor sich hinstarrender Torfstecher (sozialkritisch!), naturgetreue Köpfe heimischer Gelehrter auf Stahlröhren,

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naturgetreue Moorleichen, naturgetreue Springbrunnen und demnächst, man kann es kaum erwarten, ein naturgetreues Denkmal (wildpissender Biertrinker) für einen Kirmes, der für seine ganztägigen Zechgelage weithin geachtet ist und nicht genug gedenkmalt werden kann, weil Köm, Korn & Pils im Herzen als auch in der Leber des indigenen Matschländers brauchtumsmäßig fest verankert sind. Der Berliner kann demgegenüber gern von seiner Wippe hüpfen.

5 Promille-Bonuspunkte für den Friesen, nix für das Hauptstadtscheißerchen.

Immo-Markt  Wenn der ländliche Wohnungssuchende auf Wohnungssuche geht, schlägt er zuerst den Wohnungssuche- und Wohnungsanbieterteil seiner Tageszeitung auf, der unter der Rubrik Immo-Markt dies und das anbietet (Akkordeon, Nachhilfe, Schlafsofa, Katze, vollbusige Endvierzigerin, Todesanzeige), u. a. auch Wohnungen und sogar Häuser im Friesenstil (Klinker, Kunststofffenster, Mülltonnenverschlag, Trampolin, Blechgarage, Dunstabzugshaube, E-Anschluss, Gartenbank, Gießkanne)

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sowie weitläufige Landwirtschaftsstallungen mitsamt Herrenhaus, Bullenzwinger und Kemenate für den polnischen Spargelstecher. Jedenfalls: Raum ist genug für Vieh und Friesenmensch. Ein Handschlag, und schon rollt der Möbelwagen und am Ende des Tages die Flasche Köm. Alles ist gut.

Zu seinem eigenen Vorteil ahnt der Großstädter nicht, welch Wohnparadiese hier in Matsch, Moor & Nebel sich satt betten. Sonst würde er sich gleich die Kugel geben (aus tschechischer Herkunft). Nie findet der Berliner eine Wohnung. Hat er mal eine in Aussicht und kommt morgens um 3.20 Uhr zur Besichtigung, schlägt ihm Hohn, Schadenfreude & „Icke“-Gewieher entgegen: Bereits kurz nach Mitternacht haben sich 43 Bewerber den 18 m²-Einzimmerwohnraum geschnappt

 

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Wohnungssuchende vor der Einzimmerwohnung

 

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Einzimmerwohnung vor der Erstürmung

 

und liegen erschöpft in ihrem neuen Zuhause, in 4 Lagen übereinander; die restlichen 22 Mitmieter beschimpfen sich im Klo beim Treppenhaus mit „Icke“ und anderen Fäkalausdrücken. Andere Berliner werden nach 30 Jahren aus ihrer Wohnung geschmissen wegen Eigenbedarf, hahaha.

Oder sie können die Mieterhöhung von 1700 Prozent nicht aufbringen. Also irren sie auf der Straße umher, nisten sich in Obdachlosenheime ein, wo sie ihre Bettmarke bis 18.30 Uhr abholen müssen, sonst lange Nase, sonst Fußtritt und als Zugabe den typisch Berliner Nachtisch, na, was wohl? Genau: Gestänker unter Beigabe eines öden Kommentars, den der Stänkerer für witzig, schnodderschnäuzig und bewundernswert hält, tatsächlich aber den Wohnungssuchenden noch tiefer ins Elend stößt, so ist er, der Hauptstadtgiftmörder, er kann nicht anders.

Ein Hoch auf den Friesenbau, ein Kopfschütteln zur Großstadtmisere.

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