Wo sind die grünen Männchen geblieben? Die vom Mars. Jetzt hatte die NASA den Marsrover Preserverance auf den Planeten geschickt, um zu erkunden, wo die Glibberkerle hausen, wovon sie sich ernähren (Grünkernfrikadellen?) und wie sie sich fortpflanzen (durch Osmose?). Und was findet das hochgerüstete sechsbeinige Vehikel? Nix. Stochert im Sand herum, bohrt sich in der Nase, Berichtigung, bohrt Löcher in den Untergrund und schießt Fotos von einer Gegend, deren Anblick suizidale Beklemmungen erzeugt und einen in die Fangarme geriebener Psychotherapeuten treibt.
Das sensationelle Ergebnis der Mission entpuppte sich als Sand, karge Krater und ein paar Steine. Daraufhin brach Jubel aus, und erklecklicher Frohlockungsqualm trat aus den Poren der Wissenschaftler und Journalisten und verbreitete Geruch. Den Geruch der Selbstvernebelung.
Meine Güte: Eine in ihrer Ödnis nicht zu toppende Landschaft wird uns Erdlingen als Erkenntnissprung verkauft, als überwältigendes Panorama, vor dem die Weltraumfreaks andachtsvoll in die Knie sinken und wir anderen eine neue Version des Märchens ‚Des Kaisers neue Kleider‘ untergebuttert kriegen. Man könnte es glatt als Verblendungs-Narrativ bezeichnen. Und wir Zuschauer machen mit: Wir plieren geplettet auf die Steinwüste und imaginieren Augenschmaus, wohligen Grusel.
Dann der nächste Schlag: Ein Säuseln wird uns dargereicht aus den Lautsprechern der Raketenbasis. Wurden die Geräusche ihre Computerlüfter zu unserem Wohlgefallen übertragen? Die Antwort, mein Freund, is blowing in the wind, nämlich dem Wind auf dem Mars, denn sobald dort ein Lüftchen über eine Bodendelle hinwegstreicht, offenbart es – Töne. Potzdausend. Hat man sowas schon erlebt? Ein Wind pfeift! Leiser zwar als die Turbulenzen, die Rauhaar Klopstock feingeruchlich unter die Tischdecke platziert, dafür astronomischer, ein Säuseln in Zeit und Raum.
Und die grünen Männchen? Sind uns verloren. Wieder ein Kindheitstraum geplatzt. Kein Mann im Mond mehr. Keine glubschäugigen Marsianer. Stattdessen Sand, Krater, Steine, Wind. Demnächst finden die Wissenschaftler noch heraus, dass Osterhasen keine Eier legen. Na danke.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote 13.03.2021, letzte Seite)