Ein Anliegen dieser Kolumne ist es, sich als anwaltlicher Begleiter für sinnfremdes und somit menschliches Verhalten einzubringen. Seit Corona scheint sich allerdings das spielerisch Irrationale in irgendwelche dunkle Ecken zu verkrümeln, wo es niemanden stört. Keine skurrilen Ereignisse würzen die Nachrichten mehr, und von spleenigen Figuren aus dem Land der Fantasterei hört man nur in der Vergangenheitsform. Sogar einige ›Satiriker‹ des öffentlich-rechtlichen Kabaretts ziehen den Oberlehrerfinger aus dem Köcher und verbiestern uns mit moralinsauren Anklagen und beleidigt ausgespuckten Vorwürfen. Der lässige Schwung ist hinne.
Humorgebremst geht’s auch in den Medien zu. Als Kracher der Lustigkeit wird uns z. B. diese Meldung angebiedert: »Ein betrunkener Autofahrer mit 2,7 pro Mille hatte sich ausgerechnet bei der Polizei nach dem Nachhauseweg erkundigt.« Ach nee.
Vom schwarzen Humor will ich gar nicht erst anfangen. Abgesehen davon grinst uns das Wort ›schwarzer‹ als diabolische Fratze des N-Wortes an, und wer es auch nur denkt, begibt sich heuer in Lebensgefahr. Denn das N-Wort steht für die diskriminierende Beschreibung von Leuten mit einer Hautfarbe wie die der Touristen, die aus Mallorca zurückfließen, den alkoholisch traumatisierten Ballermännern, denen zwingend die Ballerfrauen zur Seite gestellt werden müssen von wegen ›Sichtbarmachung‹, aber auch das hat seine Tücken: Ballern und Frau in einem Satz, damit outet man sich als sexistischer Hooligan. Meine Nachbarin darf ich auch nicht mehr frauliche Frauke nennen, denn damit reduziere ich sie auf das Geschlecht und klammere ihren Anteil des Männlichen und Transgenderischen aus, den jeder Mensch in sich trägt, wie die Wissenschaft zu berichten weiß.
Überfällig ist eine neue Version des Hashtags #youtoo, wo jedermann die Gesinnungsstörer anprangern kann. Die Musiker von U2 wird’s nicht freuen, aber wo gehobelt wird…
Ist der Blockwart nicht doch der Traumberuf der Deutschen? Mir scheint, wir werden immer verkniffener, verbohrter und verbissener. Wem diese Aufzählung nicht reicht, findet hier Platz zum Selberschimpfen:
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Euer Heinzi
(Friesländer Bote, 21.08.2021, letzte Seite)