Die Vorzüge Frieslands 2

Die Vorzüge Frieslands 2

Nicht vergessen habe ich meine Absicht, in unregelmäßigen Abständen auf die Vorzüge Frieslands hinzuweisen, insbesondere im Vergleich mit einer Referenz-Großstadt (Berlin?). Großstadt bedeutet für mich eine niederdrückende Glocke aus Gerüchen, die der Friese mit Tätigkeiten verbindet, deren Visualisierung per ausgedrucktem »Oh Mann, das ist der Fliegen Tod« oder, schlimmer noch, als Emoji, ihn veranlasst, seine Stalltür zu verbrettern aus Furcht, ein Großstädter könnte hineinschneien in unlauterer Absicht (Ferienwohnungssuche) und seinen abgasgeschwängerten Beigeruch, aufgesattelt auf dem parfümierten Achselschweiß, einschleppen wie eine mittelalterliche Seuche, aber, und da hat’s dann eine Aufatmen und frisches Durchlüften der Lungenflügel, knapp vor dem Hissen der weißen Fahne stampfen unsere Güllewagen in den Morgendunst hinaus und bieten als Kuriere der Wohlgerüche dem müffelnden Städter die Stirn, da steckt hier keiner sein Hemd in die Hose und pliert urban gestört auf die Tröpfcheninvasion in Feld und Flur, denn hier geht es ungepanscht-vegan zu: Kühe sind keine Fleischfresser, und was vorne biologisch zertifiziert reinkommt, kann hinten nicht als Gammel wieder herauskommen.

So. Das wäre schon mal das.

Nachweislich ist ja der Stoff, den die Insassen der Großstadt in ihre Nüstern saugen, ein Gemisch aus Abgasen, Stickoxiden, Feinstaub, Flatulenzen, dem Qualm aus Döner- und Frittenverschlägen und den Ausdünstungen menschlicher Sekrete, und der Großstädter in seiner Unfähigkeit, die wabernden Moderdüfte von reiner Luft zu unterscheiden, wähnt die ihn umgebende olfaktorische Gemengelage als des Schöpfers gütige Gabe.

Hier in unserem friesischen Matschland schnüffelt der bodenständig Verwurzelte eine strenge Brise, die vom Wattenmeer herüberweht, salzig angewürzt und angereichert mit den Aromen verwesender Krebse, Krabben, Kiementiere, Kaninchenköttel, Kuhkacke und Kohlköpfe, und wenn der Wind uns zugetan ist, weht eine Fantasie herbei mit dem weltberühmten herben Geschmack nach Pils, ein Gruß aus Jever, oder auch, andere Windrichtung, süßliches Geschnupper, von Bahlsen kommt es her. Unvergleichlich und überreich wallen die Vorzüge Frieslands.

Euer Heinzi

(Friesländer Bote, 12.03.2022, letzte Seite)

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