»Der Mensch ist ein Nasentier«, sage ich zu Kollege Klöpper, »das ist Fakt.« Klöpper ploppt die Weizenflasche auf: »Und die Kuh ist ein Wanderschuh.« Der geborene Komiker. Er leckt den Schaum vom Flaschenrand. »Spotte nur«, erwidere ich, »aber die Geruchswissenschaft hat es einwandfrei nachgewiesen, das mit dem Nasentier.« Eine tiefe Furche zerlegt Klöppers Gesichtsoberteil, bei anderen als Stirn bekannt, in zwei Partien. »Geruchswissenschaft«, wiederholt er. Der Rest ist Schweigen. So ist er, der Herr Kollege, statt sich einen schlagkräftigen Ausdruck auszudenken, sagen wir Krabbensalat, auch gut: Reiterzubehör, plappert er das letzte Wort nach, mal abwarten, was der Heinzi noch zu bieten hat außer Geruchswissenschaft.
Ich hebe zum Vortrag an: »Die Wissenschaft hat festgestellt–« »Dass Marmelade Fett enthält.« Mann, Klöpper, lass gut sein. Jetzt für den Leser, sonst wird das nix. Also: In den ersten Tagen der Hirnwäsche, quatsch, Hirnwerdung bildete sich der Geruchssinn aus. Dann bekam das Gehirn Beulen, die sich mit Emotionen und Intelligenz füllten mit verheerenden Folgen (Liebesgram, Dreisatz, kleines Latinum). Das Geruchshirn aber reguliert seitdem unser Leben. »Sabbelquark«, nölt Klöpper, »in der Zeitung steht, dass der Darm unser eigentliches Gehirn ist. Der Darm denkt, lenkt und macht diese anderen Sachen. Ein Wunder der Evolution.«
Immerhin, die Trittleiter wissenschaftlicher Erkenntnis hat er schon halb erklommen. »Und ein paar Stufen höher«, aktualisiere ich Klöppers Wissensstand, »sitzt unser Geruchssinn wie auf einem Thron und bestimmt unser aller Handeln. Am Geruch erkennt der Mensch den anderen. Einmal geschnuppert, und schwuppdiwupp wissen wir, mit wem wir es zu tun haben. Deinen Darm kannst du in Spiritus einlegen.«
Klöpper gähnt. Darauf falle ich nicht herein. »Wenn ich an deinen exorbitanten Currywurst- und Frikadellenkonsum denke, kommt mir noch etwas in den Sinn: Fleischesser sollen ziemlich speziell riechen.«
»Will ich gar nicht wissen«, grunzt der Curryjunkie.
»Ich sag’s trotzdem: die Fleischesser haben einen eberartigen Geruch.«
An diesem Punkt haben wir das Gespräch abgebrochen und uns versichert, weiterhin gute Freunde zu bleiben.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote, 09.04.2022, letzte Seite)