Diese Kosaken! Ein Teufelsvolk, das die Freiheit über alles liebt. Das entnehme ich dem Doku-Film »Väterchen Don: Der Fluss der Kosaken« des jüngst verstorbenen Redakteurs Fritz Pleitgen. Zitat einer Kosakin: »Ein Kosake wird sich niemals unter den Stiefel zwingen lassen.« Na, der benötigt natürlich eine standfeste Partnerin: »Eine Kosakin hat von starker Statur zu sein. Sie muss einen schweren Sack heben können und sich nicht von einem Windstoß umwehen lassen.«
Das lasse ich jetzt mal schwer sacken. Ich schätze, wenn man der Kosakenfrau mit Emanzipation gekommen wäre, hätte die nur höhnisch gelacht, den schweren Sack in die Luft geschleudert, ein paar Takte Kasatschok hingelegt und dann den Sack wieder aufgefangen, nicht ohne vorher eine Papirossa durchzuprimeln.
Ihren Mann stelle ich mir als Akkordeonspieler vor, der liebeswerbend die Kommode quetscht. Andernfalls haut ihm die Kosakenfrau glatt den schweren Sack auf den Kopp, da möcht man »Aua Aua« schreien, doch der Kosak an sich ist vermutlich von gleich starker Statur. Der grinst sich einen über das herzige Intermezzo und spaltet erst mal eine Eiche mit der bloßen Handkante oder was grad zum Eichespalten herumliegt: eine leere Wodkaflasche, der Stiefelknecht, eine Fischgräte, so was. Vielleicht bläst der Kosak auch die Backen auf und versucht, seine mit schweren Säcken hantierende Ehekosakin umzupusten, um ihre Standfestigkeit zu prüfen, denn was soll er mit einer Kosakin anfangen, die von seinem Windstoß umfällt, mal abgesehen davon, dass der wodkagetränkte Ehegattenhauch die Sackträgerin rein prozentualisch aus den Galoschen haut, dazu aber erläuterte ein Interviewkosak bei Pleitgen, dass ein Wodka gesund sei, am besten vor dem Essen. Wer die doppelte Portion trinke, sei ein Säufer, ein Kompliment, das vermutlich niemanden stört, schon gar nicht die schwer angenebelte – du weißt schon: Schwere-Sack-Trägerin.
In dem Film wurde auch ein Säbeltanz aufgeführt und das Sofa gezeigt, auf dem General Paulus saß, bevor er gen Stalingrad marschierte, in den Untergang. Jüngere Friebo-Leser wissen davon nix, die vermissen auch nicht die wunderbaren Reportagen von Fritz Pleitgen, und den Paulus halten die wahrscheinlich für ein Weizenbier.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote, 01.10.2022, letzte Seite)