Ein Maschinenstürmer bin ich nicht. Aber mal muss auch gut sein. Mit dem Technikfirlefanz. »Knöpfe«, sage ich zu Kollege Klöpper, »massive handliche Drehknöpfe braucht es wieder. Aus Schwermetall. Die halten ewig, sehen gefällig aus und vermeiden Wutausbrüche.«
Klöpper nickt bedächtig. Zuvor hatte ich das Radio zerstört. Erst ging es nicht an, trotz Tippen auf das Symbol, was sagt: Hier stellst du das Gerät an und dann kommt Musik. Nix kam. Bis ich versehentlich den Finger drei Sekunden lang drauf ließ. Ach ja. Jetzt den Sender einstellen. Zwei Mal mittig drücken, ein Mal rechts, drei Mal links … Rauschen. Ich bekam einen Tobsuchtsanfall. »Früher«, klagte ich Klöpper an, »hatte man mit der Faust draufgehauen, dann ging es wieder. Lautstärke mit Drehknopf einstellen, den Sender dito. Heute geht das Plastikding kaputt, wenn man es auf den Boden schmeißt, dann qualmt es, und Geruch nach Lötzinn tritt aus, weil der smarte Apparat sich selbst repariert. Nebenbei sendet es einen Notruf an die Zentrale, aber nicht hier im Ort, sondern nach China, wo der Provider sitzt und alles mithört, was du grad am Fluchen bist.« »Genauso ist es,« sagt Klöpper.
Beim Küchenherd muss ich erst auf das Powersymbol tippen, dann auf das Symbol Kochplatte 1, dann auf Lautstärke, äh, Heizstufe, und dann …« »Und dann sendet der Herd einen Notruf nach China, weil die Suppe überkocht.« Sagt Klöpper. Ich rege mich auf: »Beim alten Herd gab’s einen Knopf für die Platte. Den drehte man und fertig.«
Mit der smarten Fernsehbedienung will ich gar nicht erst anfangen. Die muss man schütteln. Dann erscheint mit Glück ein Pfeil auf dem Bildschirm, quasi Cursor. Der Pfeil wackelt. So sehr, dass man ihn nicht auf einem Symbol zum Stehen bringt. Drücke ich eine Taste, sagt der Fernseher, ich soll eine Sprachnachricht zum Besten geben. Jetzt ist der Cursor weg. Ich muss erneut die smarte Fernbedienung schütteln. Der Pfeil tanzt irre, und Klöpper sagt: »In China wissen die jetzt, dass du zu blöd zum Schütteln bist.« Beim alten Gerät hatte ich einen Taster gedrückt und dann den Knopf gedreht.
In meinen Träumen erscheint neuerdings ein riesiger Drehknopf aus Edelmetall. Laut Sigmund Freud sollen Träume ja verdrängte Wünsche darstellen. Ein Irrtum: Ich verdränge den Wunsch überhaupt nicht.
Euer Heinzi
(Friesländer Bote, 12.11.2022, letzte Seite)