Land contra Stadt – 3

Weiter gehts mit dem Bewertungsportal zum Thema Landleben contra Großstadtleben, wobei Berlin als Stellvertreter für alle Großstädte herhalten muss.

Der Gummistiefel  Dass der Gummistiefel als Symbol für Überlebenswille steht, für feine Geruchsexhalation und lebenskluge Nutzung bis in den Sarg hinein, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Doch das fußhändische Friesenjuwel dient auch als Ersatz für die aparten Freizeitpuschen, die der Abendgarderobe des Matschländischen einen Silberstreif an Eleganz aufsetzen. Anerkennendes Raunen hebt im Parkett der Niederdeutschen Bühne an, wenn Stiefelpaar für Stiefelpaar in den Saal des Gasthofes schreitet. Ein erlesenes Entree, weltläufig im Gestus mit einem Hauch von Haute Couture.

Ach, der Berliner. Er stakelt auf unbruchfesten High Heels durchs Foyer, lässt hie und da einen fahren vor Selbstbewunderung, und wenn ihm bei der Besteigung der drei Stufen zum Theatereingang die Puste ausgeht vor lauter pfauenhafter Gockelei, oder weil seine zugeschnürten Zehen infernalisch schmerzen, fällt er in seine genetisch programmierte Passion: Ins Stänkern. Ins Berliner-Schnauze-Gesabber. Ins Schlechte-Laune-Göbeln. Bringen wir es auf den Punkt: Hie eine hübsch anzuschauende Stiefelparade und rotbackige Gesichter bei Pils & Köm, dort kauzige Galoschenimitate, wässernde Hühneraugen und vor Missgunst deformierte Visagen, die übellaunig in Sektgläser speicheln. Wer wollte da noch nach Berlin ins Theater?

Kunst  Man muss einfach sehen, dass das Matsch- und Nebelland ein Eldorado allen Kunstschaffens ist. In Volkshochschulen, Ateliers und Malkursen entstehen tausende Öl- und Aquarellbilder mit einer Vielfalt an Motiven: farbtrunkene Sonnenuntergänge, geduckte Fischerhütten, leuchtende Blumengestecke, x-mal das Konterfei einer feurigen Zigeunerin sowie Vögel der heimischen Natur (Hühner, Störche, Krähen, Zwergkaninchen, Schafe, Fischotter, Baumstamm). Daneben Tapeziertische überladen mit gestickten Deckchen, Origami-Kranichen, gebatikten Unterhöschen, Gartenzwerge und und und, ein Füllhorn künstlerischer Ausgeburt. Und beschämend für den Berliner. Verständnislos glotzt er auf Kunsthallenschmierereien, verkehrt herum aufgehängte Portraitunfälle und Sperrmüllhaufen, die seiner Flucht ins Klo im Wege stehen. Und die er gehalten ist, als Kunstwerk zu goutieren. Wir wundern uns nicht, wenn er darüber sein Stänkermaul öffnet, einen Knoblauchgeruch vom Griechenfraß freisetzt und seinen Kunstverstand sagen lässt: „Das kann jeder Hosenpisser. Verarschen kann ich mir selber.“ Er äußert dies auf Berlinerisch, noch so eine Peinlichkeit, vor der man die Jugend schützen muss.

Moin  Der gute Landfriese begrüßt einen zu jeder Tages- und Nachtzeit mit einem „Moin“ und lässt dabei die Hände in den Hosentaschen, um die Übertragung von Kuhmist und Stallfliegen zu unterbinden, so, wie es sich für einen kulturell hochstehenden Bürger gehört. Dass „Moin“ nicht von „Morgen“ abstammt, sondern von „mui“, also von schön oder angenehm, weiß jeder zivilisierte Mensch. Der Berliner weiß mal wieder nix. Er lacht darüber, weil er nix weiß. Zur Begrüßung seiner Gäste performt er ekstatisch sein übertriebenes Bussi-Getue, rechts, links, rechts, links, bis seine hippe Körperschmiere verlässlich auf die Ohren der Geknechteten übergegangen ist. Dann lässt er sein Gequatsche raus, bei dem er das Fäkalwort „Icke“ ununterbrochen wiederholt, so dass die Kinder ins Gästezimmer gescheucht werden müssen. Oft setzt der Berliner als Zugabe noch ein „wa“ hinterher, um seinen Wortschatz der geistig Vermüllten aufzumotzen. Wem da nicht speiübel wird.

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