Das Verkehrschaos Dangast und seine Lösung
Das Märchen geht so: Es war einmal vor vielen vielen Jahren, als der damalige Dangastische Großfürst, Dröhnbüdel & 5-Sterne-Populist Karl-Heinz Funke nach quälenden Beratungen einen Schlussstrich zog. Sein Fazit bröckelte wie ein ausgetrockneter Wattwurm von seinen Lippen: „Ich weiß es auch nicht.“
Vielleicht formulierte er es auch anders, mit nach Gnade heischendem Blick gen Allerwertesten, quatsch, gen Allerheiligsten: „Herr, ich kenne auch keine Lösung, vergib mir, Amen.“
Worum es ging? Um die Verkehrsmisere in Dangast. Um die Blechkarawanen an sommerlichen Wochenenden. Um deren Unabwendbarkeit, quasi Gottesurteil.
Wenn es einen Zeugen für das jahrzehntelang ungelöste Problem gibt, dann bin ich es selbst. 30 Jahre in Dangastermoor ausharrend, dem Moor, Matsch und Modder trotzend, radelte ich an fast jedem Wochenende an der stinkenden Kolonne vorbei (die sich schon damals oft bis nach Langendamm hinzog), hin zum Kurhaus, bis ich, high von Rhabarberkuchen & Koffein, zurück nach Hause pedalierte, wieder an den Blechlawinen vorbei, mit lässig grüßendem Winke-Winke, Flüche & Verwünschungen im Nacken.
Seit 30, 40 oder sogar 50 Jahren erleben wir dieses Desaster. Und genau so lange hat die jeweilige Politik davor stets das Handtuch geworfen. Man kann, angesichts der Offenheit des Herrn Funke, von bekennendem Versagen sprechen, von religiöser Inbrunst & Andacht gegenüber einem Phänomen, das da ewig rotierend dem menschlichen Wahn nach ungebremst steigender Mobilität die rußende und lärmende Fratze zeigt.
Jetzt aber erfahren wir, dass die Verwaltung gewillt ist, das Verkehrschaos rigoros vom Tisch zu fegen. Sie startet mit dem Mut eines Tigerbändigers und scheut sich nicht, die schärfste Waffe aus dem Arsenal der Aktenordner zu zücken. Sie empfiehlt einen
Arbeitskreis.
Jetzt nicht lachen.
Der Arbeitskreis soll
„sich mit der Fragestellung beschäftigen, wie man dieses Thema gemeinsam mit der Politik und gegebenenfalls interessierten Kreisen grundsätzlich angehen will.“
Ach, Herr Funke, machen Sie ihr Versagen wieder gut und hauen jetzt so richtig mit dem Stiefel auf den Tisch (wie Chruschtschow Anno 1960 bei der UN) und bölken den über der Stadt aufbrausenden Seufzer „Oh mein Gott!“ in den Orkus. Nee, ich meine gar nicht den Seufzer. Ich meine den Vorschlag.
Denn der Arbeitskreis soll sich nicht etwa die (100mal gestellten) Fragen oder deren (vielfach vorgeschlagenen) Lösungen aufarbeiten geschweige denn zu einem Ergebnis kommen, sondern sich mit einer
„Fragestellung beschäftigen“.
Ja, zum Teufel, wie beschäftigt man sich mit einer Fragestellung? Schiebt man die Satzglieder der Frage hin und her und garniert sie mit einem Strauß Satz- und Fragezeichen? Soll das Fragewort „Wann“ durch „Wo“ ersetzt werden? Reicht ein Bleistift? Soll die Missionarsstellung erörtert werden, oder fällt das in ein anderes Fachgebiet?
Keineswegs aber soll der Arbeitskreis konkret werden, sondern das Thema „grundsätzlich“ angehen sowie „gegebenenfalls“ (oder lieber „schlimmstenfalls“ oder sogar „keinesfalls“?) „interessierte Kreise“ (oh Mann, das kreist und kreißt und gebiert am Ende wieder ein krummes Wattwürmlein, ich seh’s kommen, wie es herauskrümelt und sich schämt) …
Die Bewegung Fridays for Future fordert: Handelt! Jetzt!
Die Vareler Verwaltung fordert: Fragestellung! Gegebenenfalls!
Moin
Ein Gedanke zu „Gegebenenfalls“